Meine Geschichte

Schätzen Sie Ihr unternehmerisches Talent? Dann nutzen Sie es!

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Matthew Swanlund ist genau so, wie man sich einen Anwalt für Geistiges Eigentum vorstellt: eloquent, überzeugend, detailorientiert. Doch er hat auch eine ausgeprägte künstlerische Ader als veröffentlichter Dichter, Maler und Autor des Kinderbuchs My Funny Body.

In seiner Kanzlei Aesthetic Legal praktiziert er Immaterialgüterrecht für Unternehmen der Kreativbranche und hält dabei das Gleichgewicht zwischen Leidenschaft und Rigorosität, wie es wohl nur wenigen anderen gelingt. Seine Liebe zur Kunst ist ansteckend – wir wollten herausfinden, wie er zu seinem Beruf kam und was ihn antreibt.

Sie haben ein Kinderbuch geschrieben und Sie malen, aber was war zuerst da, der Künstler oder der Anwalt? 

Als junger Mann fing ich an zu schreiben und wollte Schauspieler werden, also denke ich, dass ich immer schon eine künstlerische Seite hatte. Aber ich hatte anfänglich nie gedacht, es könne eine Verbindung zwischen meiner kreativen Seite und meinem Beruf geben. Ich kann mich noch genau an einen Moment erinnern, als ich zu meinem Chef ging und sagte: „Ich habe eine Leidenschaft für Kunst und bin von Beruf Anwalt. Wenn ich nicht beides miteinander verbinde, werde ich mich am Ende ausgebrannt und hundeelend fühlen.“

Ich begann in der Kunstwelt aktiv zu werden, indem ich häufig unentgeltlich für Künstler, Schriftsteller, Filmemacher, Schauspieler, Musiker und alle möglichen Designer arbeitete. Heute habe ich meine eigene Anwaltskanzlei, vertrete eine Menge Künstler und Unternehmen aus der Kreativbranche und habe erst letzte Woche das Angebot angenommen, als Professor für Kunstrecht an der University of California Irvine Law School zu lehren.

Was hat Sie bewogen, Ihr Anwaltsbüro Aesthetic Legal zu gründen?

Es waren wahrscheinlich hunderte Faktoren, die mich dazu drängten, mein eigenes Anwaltsbüro zu gründen. Aber nach 15 Jahren, die ich im Wesentlichen in einer großen internationalen Anwaltskanzlei verbrachte, erkannte ich, dass mein unternehmerisches Können zu meinen größten Stärken zählte – ich gerade dieses jedoch nicht nutzte. Daher traf ich die Entscheidung, meine eigene Kanzlei zu gründen.

Inwieweit können Sie Ihre Kreativität bei Ihrer Arbeit nutzen? Muss man kreativ sein, um Anwalt in dieser Branche zu sein?

Meine künstlerische Natur ist der Grund dafür, warum ich meine Klienten so leidenschaftlich gern vertrete. Ich will, dass sie diese verrückten Kreativen sind. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen um das Geschäft oder um rechtliche Dinge machen müssen – dafür bin ich da.

Und weil ich die Dinge aus einer kreativen Perspektive betrachten kann, arbeite ich wirklich hart dafür, Entscheidungen zu ihren Gunsten herbeizuführen, damit sie ihre Vision vollständig umsetzen können. Das kann dadurch erfolgen, dass ich rechtliche Risiken identifiziere und wohl kalkulierte Entscheidungen treffe oder aber durch ausgesprochen kreative Lösungen. In diesem Sinne hilft mir meine Kreativität wirklich dabei, den Klienten an den gewünschten Punkt zu bringen.

Hat es unerwartete Probleme gegeben, als Sie Ihr Büro bezogen?

Ich glaube, nach 15 Jahren in einer großen Anwaltskanzlei war ich institutionalisiert. Jeden Morgen hatte man mich mit einem gewaltigen Stapel Arbeit auf meinem Schreibtisch bedacht – mehr, als ich je an einem Tag hätte bewältigen können –, und meine Aufgabe bestand darin, so viel wie möglich davon abzuarbeiten. Als ich meine Firma gründete, erwartete ich daher, dass es genauso sein würde.

An meinem ersten Tag bei Aesthetic Legal saß ich an meinem Schreibtisch und schob x-mal meine Kugelschreiber hin und her – mein Arbeitsplatz sah makellos aus. Ich unternahm einige Anstrengungen, um Dinge in Bewegung zu bringen, aber am dritten Tag flippte ich aus, weil ich es einfach nicht gewohnt war, keinen Berg an Arbeit vor mir zu haben. Ich glaube, das unerwartete Problem bestand darin, damit umzugehen und zu akzeptieren, dass es schleppende Phasen geben würde und dass das okay war.

Angesichts dieser Herausforderungen, was motiviert Sie morgens aus dem Bett zu kommen?

Ich denke, jetzt sollte ich wohl etwas Inspirierendes sagen, aber ich fürchte, wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist es die Angst vor dem Scheitern. Es steht so viel auf dem Spiel für mich. Neulich sagte ich zu meiner Frau, mein eigenes Unternehmen zu gründen sei so gewesen, als müsste ich in einem Monat die Farbe meines Traum-Ferraris aussuchen und im nächsten entscheiden, in welchem Obdachlosenheim wir leben würden!

Wenn die Kreativwirtschaft Sie während Ihrer Arbeitszeit beansprucht, bleibt Ihnen da noch Zeit für eigene künstlerische Betätigung?

Ich habe eine junge Familie – einen zehnjährigen Sohn, eine fünfjährige Tochter und meine Frau –, die mich ordentlich auf Trab halten. Doch am vergangenen Wochenende stieß ich in der Garage auf ein paar Leinwände, stellte sie auf meine Staffelei, holte meine Farben raus und trug sie auf. Das reichte schon, um mich davon zu überzeugen, dass ich mich wirklich wieder damit beschäftigen sollte … Also bin ich womöglich von der Muse geküsst worden!

Matthew arbeitet in den Regus-Büros der amerikanischen Entertainment-Hauptstadt Los Angeles. Im Blog Aesthetically Speaking kann man seine Gedanken über geistiges Eigentum lesen, von der Verletzung des Urheberrechts bei Tätowierungen bis zum Rechtsstreit über den Happy Birthday Song.

Top-Tipps von Matthew:

  1. Seien Sie keine Insel. Ein Unternehmen zu gründen ist oft ein einzelgängerisches Unterfangen. Es ist wichtig, sich mit anderen Menschen zu treffen, um das Geschäft anzukurbeln, aber auch für die Psyche.
  2. Legen Sie finanzielle Reserven an. Die Belastung, Gehaltsabrechnungen begleichen oder seine eigenen Lebenshaltungskosten tragen zu müssen, sind ein zusätzliche Last, die man nicht braucht, wenn man ein Unternehmen gründet.
  3. Als ich anfing, traf ich mich mit einem anderen Anwalt mit eigener Kanzlei, den ich wirklich respektiere und der mir sagte: „Ganz gleich, was du tust, schaue nicht nach unten.“ Seine Worte haben sich bei mir im Kopf festgesetzt. Es geht darum, sich kurzfristige und langfristige Ziele zu setzen und sich darauf zu konzentrieren.